„Ich male nicht den Blick auf den Körper, sondern das Körpergefühl.“
„Ich male und zeichne nicht den ‚Gegenstand‘ Körper, sondern ich male Empfindungen vom Körper“

Maria Lassnig zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen der österreichischen Moderne und war eine radikale Pionierin der subjektiven Malerei. Ihr zentrales Konzept – die sogenannte „Körperbewusstseinsmalerei“ – stellt nicht das äußere Erscheinungsbild, sondern das innere Spüren des Körpers in den Mittelpunkt. Lassnig fragte nicht: Wie sehe ich aus?, sondern: Wie fühle ich mich? Ihre Bilder sind direkte Übersetzungen körperlicher Empfindungen – Schmerz, Druck, Leere, Fremdheit – in Farbe und Form.
Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien setzte sie sich in den 1950er-Jahren intensiv mit dem Informel auseinander und lebte u. a. in Paris und später in New York, wo sie sich mit feministischer Kunst und Animationsfilm beschäftigte. Ihr Werk entwickelte sich dabei stets jenseits von stilistischen Konventionen. In ihren oft schonungslos offenen Selbstporträts tritt sie uns nicht als Idealbild entgegen, sondern als fragiles, fühlendes Ich, das Alter, Schmerz, Unsicherheit und Stärke gleichermaßen sichtbar macht.

Lassnigs Werk ist tief autobiografisch und zugleich universell. Es geht um das Verhältnis von Innen und Außen, Subjekt und Welt – und um die Frage, wie wir uns selbst überhaupt wahrnehmen können. Als eine der ersten Professorinnen für Malerei im deutschen Sprachraum (ab 1980 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien) wurde sie zu einer wichtigen Stimme in der Kunstlandschaft – unbequem, mutig und wegweisend.