Thomas Reinhold

Das Bild als Double

10.1. – 22.2.2025

Thomas Reinhold (geb. 1953 in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Walkersdorf/NÖ) ist einer der anerkanntesten Proponenten österreichischer Malerei. Seit der Jahrtausendwende hat der Künstler eine ausgeklügelte Technik entwickelt, bei der er ohne Pinsel auskommt und die Farbe durch Schüttbewegung sowie die minutiöse Manipulation der Leinwand aufbringt. Die Bildergebnisse sind sowohl im kleinen als auch im großen Format einnehmend. Der Künstler arbeitet stets in Serien, die er Enchanté (2007), Bild (2018), Matrix (2020) oder Curva (2022) nennt, wobei auf letzterer der Schwerpunkt der Ausstellung liegt. Thomas Reinholds Titel verweisen auf das theoretische Substrat seiner künstlerischen Arbeit, so stellt auch der Ausstellungstitel eine Referenz an Antonin Artauds Buch „Das Theater und sein Double“ dar, in dem der französische Schauspieler und Theatermacher nichts weniger als die Auffassung von Theater als etwas propagiert, das sich nicht der Nachahmung von Realität verschrieben hat, sondern auf transformative und wirklichkeitsgestaltende Prozesse fokussiert. Diese Forderung setzt Thomas Reinhold konsequent auch für seine Bilder um, die, jedes für sich, Fenster in Welten zu sein scheinen, in denen Gegensätze zusammenkommen dürfen, Farbflächen einander überlagern, Rinnsale zu den Seiten des Bildgevierts streben, Helligkeit und Dunkelheit sich nicht bekämpfen, sondern gerade durch ihre beidseitige Präsenz den Bildraum in Spannung halten. Thomas Reinholds Bilder verfügen so über fast organisch zu nennende Oberflächen, auf denen der Blick immer wieder Neues erhascht und sich vom figurativen Zwang, etwas erkennen zu wollen, längst befreit hat. Bedächtig und meditativ arbeitet Thomas Reinhold an seinem Projekt Malerei und formuliert pointiert: „Beim Malen geht’s um das Schauen.“

Lisa Ortner-Kreil